Achtung, das nachfolgende Experiment ist nichts für feine Gaumen, schwache Nerven oder strenge Rezeptkocher. Lesen auf eigene Gefahr.
Die Frage, kann man Schnitzel Hawaii mit Rahmsoße ohne Schnitzel, Ananas oder Sahne zubereiten? Die Antwort: klar kann man, das nennt sich dann
Mama Miracoli wäre zu trivial.
Ok, gegen das Schnitzel bewusst entschieden, stattdessen sollte es Hähnchenbrust sein. Sahne? Prinzipiell da, aber wenn schon experimentieren, dann auch richtig. Außerdem hätte ich für meine Zwecke nur einen Teil gebraucht und in nächster Zeit nicht die Gelegenheit für den Rest gehabt. Ananas... In der Tat nicht vorhanden.
Ach, und Salz brauch ich auch nicht.
Im Folgenden klingt es vielleicht gruseliger als es ist. Aber frei nach
Ratatouille: jeder kann kochen...
Wenn man mutig genug ist. Fehlender Mut führt meiner Meinung nach zu den gröbsten Fehlern, aber das ist Geschmackssache.
Man nehme zwei Hähnchenbrüstchen, waschen, (legen, föhnen), trocknen, piekse und säbel an ihnen herum, bis man zufrieden ist, pfeffern und ab in die Pfanne. Hab mich für etwas Rapsöl entschieden, Olivenöl wäre mglw. zu viel des Guten. Etwas feige darf man sein.
Scharf anbraten. Außen Farbe, innen praktisch roh. So sollte man Geflügel zwar nie essen, hab ich gehört - blutig kann das Rind sein, das war es dann auch schon - aber für die folgenden Zwecke sollte es mehr nicht sein. Zweite Seite kann der Herd auf 2/3 runter gedreht werden (von Gas hab ich keine Ahnung), reicht völlig, spart Strom und ist im folgenden weniger Problematisch.
Anschließend aus der Pfanne nehmen. Im Kochbuch würde es nun heißen, warmstellen, aber das wäre Zeitverschwendung. Etwas braunen Zucker - in dem Fall hatte ich nur braunen Kandis - in die Pfanne geben, einen Moment warten und Apfelspalten hinein. Frucht muss sein und fand ich in dem Moment etwas passender als Banane.
Zudem eine Scheibe Schinken dazu, halbiert würde sich anbieten.
Einen kleinen Moment zusehen, alles drehen und raus damit. Ging die Hähnchenbrust schon schnell, ist das nun wirklich fix. Spätestens jetzt dachte ich mir, dass ich den Ofen für die Sättigungsbeilage nicht zusammen mit der Pfanne, sondern ein paar Minuten eher hätte anmachen können. Aber egal. Kommen wir zum Ablöschen.
Ein wenig
musikalischen Multivitaminsaft, prinzipiell geht auch jeder andere Saft - und damit auch noch spannendere Kombinationen, aber jeder war grade offen - jedes Anbieters. Aber etwas Branding im ansonsten No-Name-Gericht kann sein.
Spätestens jetzt hätten wir den Zuckerlevel auch erreicht.
Mit etwas mehr Milch (war vermutlich 3:1 oder 4:1) auffüllen. Zur Bindung dachte ich mir etwas Käseabrieb. Jetzt hat Pizzakäse aus der Tüte weder Geschmack,
noch Käse. Auch ansonsten war es ziemlich überflüssig, aber dazu später mehr.
Hähnchenbrust rein, die halbe Schinkenscheibe drüber, Äpfel drauf legen und mit Scheibenkäse fixieren. Vor dem Scheibenkäse sah das Ganze so aus.
In dem Moment fiel mir in der Kühlschranktür ein, dass ich zum Anbraten noch den Rosmarinzweig reinwerfen wollte. Aber jetzt passt er eh viel besser. Dazu noch ein paar Kräuter, hab mich für getrocknete italienische entschieden. Frisch bevorzugt, aber man kann nicht alles haben.
Zudem zwei kleine, getrocknete Chili-Schoten rein. Nicht zerbröselt, da reicht weniger. Aber so kann man sie wieder rausnehmen. Nun kann man sie auf dem Herd köchelnd ziehen lassen, oder wenn man den Backofen eh an hat, ab rein damit. Gefühlte 10 Minuten und fertig. Das sah dann so aus.
Zu dem Zeitpunkt hätte sie noch 2-3 Minuten nachziehen können. Da die Beilage aber auch noch musste, zurück in den Ofen. Dadurch wurde es vielleicht etwas trockner, aber war noch ok.
Sättigungsbeilage, das waren in dem Fall Kroketten. Mal ehrlich, wenn man weiß, dass die Soße ein Problem werden könnte, nimmt man weder Reis noch Nudeln. Geschwenkte Kartoffeln (zB in Öl und Rosmarin) wäre auch gegangen, aber wenn schon fettig, dann kann man es auch so machen. Außerdem sollte es ja ein ganz fixes Gericht sein. Zum Schälen zu faul, die passenden jungen Kartoffeln auch gar nicht im Haus.
Und tatsächlich, man ahnt es auf den Bildern schon. Die Soße war eher eine Paste. Auch wenn sie zT noch ihre flüssigen Stellen enthielt. Mehr Flüssigkeit, kein Käse. Das Fazit.
Dennoch, man mag es glauben, oder nicht, Geschmack war ok. Jetzt nicht das Highlight, dafür die Soße zu trocken, die Hähnchen vielleicht etwas zulang im Backofen (nachziehen hätte wohl gereicht). Aber da hab ich schon Schlechteres in Kantinen erlebt. Würde mir mal eine 2- geben. War ehrlich überrascht von der Kräuterpaste.
Und von den Hähnchen. Weiß gar nicht, wer da wieder die Schärfe reingebracht hat, so viel Pfeffer war es doch gar nicht gewesen.
Abschließend zum Salz: Kochschinken angebraten, mit PVC-Käse verfeinert, da kann man auf Salz schon verzichten. Spätestens jetzt hab ich mglw. meine Ahnungslosigkeit bewiesen, aber dennoch.
Gesamtfazit: schnelles Studentengericht auch für Nichtstudenten. Vielleicht nicht für das erste Date geeignet, aber wenn man mal was anderes möchte, immer eine Möglichkeit.
Mehr Mut in der Küche.
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Anhang:
2 Personen:
2 Hähnchenbrüste
1 Scheibe Schinken
1/2 Apfel
1 Teil Saft
3 Teile Milch (keine Ahnung, insgesamt vielleicht "ein Glas" voll, alternativ Kochsahne)
keinen Analogkäse
2 Scheiben Käse (Edamer, Chester öä, in Tüten oder nicht, sollte sich nur verflüssigen)
ein paar Kräuter (in meinem Fall ein Rosmarinzweig, getrocknete Italienische und etwas selbst-eingefrorene Petersilie zur Garnitur drauflegen; bis der Teller am Platz ist, ist sie getaut)
Dazu eine Sättigungsbeilage, welche wenig Soße benötigt (Kroketten, geschwenkte Kartoffel, ...) und mglw. Salat o.ä.
Warum gibt es kein abschließendes Bild vom Gericht auf den Teller? Wildes Zubereiten ja (Kochen würde ich es nicht nennen), aber Garnieren? Liegt mir nun wirklich nicht.
(Stichwort: die geschlachtete Küche).
Nachkochen auf eigene Gefahr. Für Schäden, Verletzungen oder Lebensmittelvergiftungen wird keine Haftung übernommen.
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