>"Außer, dass der Schreiberling hier unter chronischen Zeitmangel leidet und vielleicht ab Mitte Juli wieder regulär bloggt."
Freue mich schon drauf und ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast, auf das Stöckchen zu antworten.
>"Das bestärkt mich schon fast, dass ich hier nur aufgrund eines Missverständnisses hocke. "
Nun, ich habe dir das Stöckchen nicht umsonst zugeworfen. Einmal glaube ich fest daran, dass in jedem von uns ein Tester steckt(e). Die einen müssen es wahrscheinlich nur wieder erwecken. Wir testen so viel – beginnend mit dem Aufstehen bis zum ins Bett gehen – ohne uns dessen bewusst zu sein. Wie du mich schon oben zitiert hast: für mich involviert Testen, Fragen zu stellen. Und fast niemand wird sicherlich durch den Tag wandern, ohne Fragen zu haben und garantiert auch bei der Arbeit. Die Berufsbezeichnung mag zwar nicht Tester lauten, aber man benutzt bestimmt die Fertigkeiten, die eine Person betitelt als Tester nutzen sollte. Und ich habe das Gefühl, bei dir vielleicht sogar um Einiges besser.
Ich fand z.B. den Artikel über die Produktdesigner ganz nett. Wieso?
Ich konnte mir das richtig lebhaft vorstellen - lag an der gut gewählten Ausdrucksweise. Du nimmst kein Blatt vor den Mund (eine wichtige Eigenschaft als Tester - natürlich ist dies nur meine subjektive Meinung):
"... wieviel Boshaftigkeit in einem Produktdesigner stecken muss. Und sie verbessern ihre Fähigkeit stetig. Wahrscheinlich setzen sie komplizierteste Computersimulationen ein, nur um ihren perfiden Plan in die Tat umzusetzen. ...Andererseits, wahrscheinlich sind Produktdesigner nur völlig inkompetent. Auf ihrem Weg zur Berufsausübung haben sie jegliches praktisches Denken erfolgreich ablegen können.
Entweder haben Produkdesigner noch nie selber ihre entworfenen Sabotageakte benutzt ..."
>"hat sogar eine Test-Rubrik, aber eigentlich befinden sich dort nur ein paar Laienkommentare zu irgendwelchen Milchprodukten."
Glaube mir, einige der besten Fragen kommen immer von Laien - ich würde aber lieber das Wort Fachfremde bevorzugen. Niemand von uns kann alles wissen. Und da ich sehr sehr viel Quark (Magerstufe) esse, interessieren mich Milchprodukte.
>"Und so gesehen, von Kundenservice über Produktdesign bis zu Techniktücken, lauter Fragen (, aber wenig Antworten). "
Dazu fällt mir eine Geschichte ein:
Wenn jemand meinen Onkel fragte, was denn zu tun sei und er die Antwort nicht wusste, sagte er: „Zuerst weiß es Gott und danach meine Frau.“
Und ein griechischer Mann vor ca. 2400 Jahren sagte: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Dazu die Geschichte: Das Orakel von Delphi sagte damals, dass niemand weiser sei als Sokrates. Sokrates war aber darüber verwirrt und wollte Experten finden, die weiser waren als er selbst. „Indem er sie über ihre Kenntnisse befragte, fand er jedoch heraus, dass sie tatsächlich nicht über die Weisheit verfügten, die sie in Anspruch nahmen, und insofern weniger weise als Sokrates waren, der sich immerhin seines eigenen Unwissens bewusst war. Er kam so zu der Einsicht, dass die Weisheit, die ihm das Orakel zugeschrieben hatte, genau in diesem Bewusstsein seiner Unwissenheit bestand …“ C.C.W. Taylor
>"So lernt man recht schnell die Vorteile berührungsloser Informationsübertragung. In frühester Kindheit soll ich das auch mal mit einem Ofenrohr angestellt haben, manche Lektionen brauchen länger. "
Autsch. Da erinnere ich mich noch an etwas: ich habe als kleines Kind mal mit dem Feuerzeug experimentiert und ich muss sagen, so ein Wandteppich brennt richtig gut. Abgesehen von der Tracht Prügel, die es gab, sind wir auch noch aus der Wohnung geflogen. Hach, waren das Zeiten…
>"die Neugierde in den Fordergrund zu stellen und nicht auf bestimmte Kriterien zu prüfen. Daher lass ich mich auch schon einmal überraschen."
Super, wir liegen auf einer Wellenlänge, wie ich sehe. Die besten Bugs sind die, die durch die Neugier gefunden werden. Manche Entwickler mögen sagen: „So was macht doch kein normaler Mensch.“ Nun, mag vielleicht sein (aber wer kann sich denn anmaßen, dass er/sie die Gedanken / Wünsche eines anderen verstehen kann. Und dann auch noch gleich von Tausenden Menschen ?), aber wo eine Schwachstelle ist, können andere nicht weit sein. Und dies deckt evtl. wer weiss wie viele Fehler auf, die dann der Kunde nicht mehr spüren muss.
>"sind wir nicht alle ein bisschen Tester"
Richtig, manche wollen es nur noch nicht einsehen
>"Das ganze Leben ist nur ein Testlauf."
Mein indischer Mentor Pradeep Soundararajan würde sich dem bestimmt anschliessen.
>"Wie oben schon erwähnt, als neugierige Person, die gerne mal ein wenig herumspielt, ist es für mich trivial. "
Ja, ich stimme dir zu: wenn man „nur“ herumspielt, ist es trivial [(geht locker und flockig, wie bei einem Kind auch). BTW: Hast du schon das erwähnte Triangle Example von Myers probiert ?] Und wenn man mal ein paar Bugs gesehen hat und dann auch noch merkt, dass die seit Ewigkeiten unbemerkt rumgegeistert sind, erkennt man auch die andere Realität (darunter). Man muss halt immer wissen, wann man fokussiert und defokussiert.
Übrigens: ich kann jedem nur empfehlen, einen Fehler genauer zu ergründen. Also, nicht einfach nur sagen: das ist ein Fehler – sondern herausfinden, wieso das so ist. Und vielleicht auch noch den kürzesten Weg herauszufinden, um den Fehler zu erzeugen ?
Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Testen ist nämlich die Kommunikation an andere Personen (wie auch beim bloggen). Nimm mal die Kommunikation mit denjenigen, die den Fehler bereinigen können (seien es nun der Entwickler oder der KFZ-Mechaniker oder sonst wer).
Denn wenn ein Bug nicht verständlich ist oder missverstanden wird, geht das Ping Pong spielen mit den Entwicklern los und dann wird der Bug evtl. nicht gefixt und der Kunde ist auch nicht glücklich darüber. Stelle dir mal vor, du bringst deinen Wagen zur Werkstatt: Einmal sagst du: „Der Klump geht ne’ mehr“ – Alle wissen das wohl. Aber wahrscheinlich denkt sich der KFZ-Mechaniker dann seinen Teil und macht extra länger, damit du auch noch mehr zahlen musst.
Aber wenn du jetzt zu ihm hingehst und sagst: „Also, da ist so ein Klopfen, wenn ich fahre. Das passiert immer nach etwa einer halben Stunde, wenn ich in den 3. Gang wechsle. Aber irgendwie verschwindet es, wenn ich dann kurz vom Gas gehe.“ Und wenn man ihm dann noch sagst, man habe darüber recherchiert und es wird wohl entweder die oder die Ursache sein, aber bestimmt nicht diese ..., weil ...
Meint ihr nicht, man hat dann bei ihm Credibility gesammelt?
Es gibt halt verschiedene Kappen, die man situationsbedingt anziehen muss.
>"5. Wie wird sich wohl Testen in 13 Jahren entwickelt haben ?
Als kritischer Tester könnte ich fragen, warum gerade in 13 Jahren ? "
Sehr, sehr gute Frage Christian !
Ich erzähle dir die Geschichte zu der Zahl 13. Zuerst stand da nämlich 20, aber das war mir irgendwie zu sehr Zukunftsmusik. Und 10 war mir irgendwie „zu nah“. Also dachte ich mir, nimmste die Zahl 13. Je nach Land, kann dies ja eine Unglückszahl bzw. eine Glückszahl sein.
Damit wollte ich in dem geneigten Leser Emotionen wecken und somit eine Hilfe zum Schreiben. Denn man schriebt über das am Besten, wo man auch entsprechende Erfahrungen gesammelt hat.
Ich danke dir nochmal für den informativen Beitrag.
Bis bald,
Erkan YILMAZ
Lass dich mit einem Tester ein und lande selbst auf dem Teststand. Aber Danke für den reichhaltigen Kommentar.
Aber wenn du jetzt zu ihm hingehst und sagst: „Also, da ist so ein Klopfen, wenn ich fahre. Das passiert immer nach etwa einer halben Stunde, wenn ich in den 3. Gang wechsle. Aber irgendwie verschwindet es, wenn ich dann kurz vom Gas gehe.“ Und wenn man ihm dann noch sagst, man habe darüber recherchiert und es wird wohl entweder die oder die Ursache sein, aber bestimmt nicht diese ..., weil ...
Der letzte Satz klingt so ein wenig nach dem (typischen ?) Patienten: "Ich hab da mal ein bisschen gegoogelt und meine Diagnose-CD befragt. Das ist ganz eindeutig diese seltene Sumpfkrankheit." ;-)
Freue mich schon drauf und ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast, auf das Stöckchen zu antworten.
>"Das bestärkt mich schon fast, dass ich hier nur aufgrund eines Missverständnisses hocke. "
Nun, ich habe dir das Stöckchen nicht umsonst zugeworfen. Einmal glaube ich fest daran, dass in jedem von uns ein Tester steckt(e). Die einen müssen es wahrscheinlich nur wieder erwecken. Wir testen so viel – beginnend mit dem Aufstehen bis zum ins Bett gehen – ohne uns dessen bewusst zu sein. Wie du mich schon oben zitiert hast: für mich involviert Testen, Fragen zu stellen. Und fast niemand wird sicherlich durch den Tag wandern, ohne Fragen zu haben und garantiert auch bei der Arbeit. Die Berufsbezeichnung mag zwar nicht Tester lauten, aber man benutzt bestimmt die Fertigkeiten, die eine Person betitelt als Tester nutzen sollte. Und ich habe das Gefühl, bei dir vielleicht sogar um Einiges besser.
Ich fand z.B. den Artikel über die Produktdesigner ganz nett. Wieso?
Ich konnte mir das richtig lebhaft vorstellen - lag an der gut gewählten Ausdrucksweise. Du nimmst kein Blatt vor den Mund (eine wichtige Eigenschaft als Tester - natürlich ist dies nur meine subjektive Meinung):
"... wieviel Boshaftigkeit in einem Produktdesigner stecken muss. Und sie verbessern ihre Fähigkeit stetig. Wahrscheinlich setzen sie komplizierteste Computersimulationen ein, nur um ihren perfiden Plan in die Tat umzusetzen. ...Andererseits, wahrscheinlich sind Produktdesigner nur völlig inkompetent. Auf ihrem Weg zur Berufsausübung haben sie jegliches praktisches Denken erfolgreich ablegen können.
Entweder haben Produkdesigner noch nie selber ihre entworfenen Sabotageakte benutzt ..."
>"hat sogar eine Test-Rubrik, aber eigentlich befinden sich dort nur ein paar Laienkommentare zu irgendwelchen Milchprodukten."
Glaube mir, einige der besten Fragen kommen immer von Laien - ich würde aber lieber das Wort Fachfremde bevorzugen. Niemand von uns kann alles wissen. Und da ich sehr sehr viel Quark (Magerstufe) esse, interessieren mich Milchprodukte.
>"Und so gesehen, von Kundenservice über Produktdesign bis zu Techniktücken, lauter Fragen (, aber wenig Antworten). "
Dazu fällt mir eine Geschichte ein:
Wenn jemand meinen Onkel fragte, was denn zu tun sei und er die Antwort nicht wusste, sagte er: „Zuerst weiß es Gott und danach meine Frau.“
Und ein griechischer Mann vor ca. 2400 Jahren sagte: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Dazu die Geschichte: Das Orakel von Delphi sagte damals, dass niemand weiser sei als Sokrates. Sokrates war aber darüber verwirrt und wollte Experten finden, die weiser waren als er selbst. „Indem er sie über ihre Kenntnisse befragte, fand er jedoch heraus, dass sie tatsächlich nicht über die Weisheit verfügten, die sie in Anspruch nahmen, und insofern weniger weise als Sokrates waren, der sich immerhin seines eigenen Unwissens bewusst war. Er kam so zu der Einsicht, dass die Weisheit, die ihm das Orakel zugeschrieben hatte, genau in diesem Bewusstsein seiner Unwissenheit bestand …“ C.C.W. Taylor
>"So lernt man recht schnell die Vorteile berührungsloser Informationsübertragung. In frühester Kindheit soll ich das auch mal mit einem Ofenrohr angestellt haben, manche Lektionen brauchen länger. "
Autsch. Da erinnere ich mich noch an etwas: ich habe als kleines Kind mal mit dem Feuerzeug experimentiert und ich muss sagen, so ein Wandteppich brennt richtig gut. Abgesehen von der Tracht Prügel, die es gab, sind wir auch noch aus der Wohnung geflogen. Hach, waren das Zeiten…
>"die Neugierde in den Fordergrund zu stellen und nicht auf bestimmte Kriterien zu prüfen. Daher lass ich mich auch schon einmal überraschen."
Super, wir liegen auf einer Wellenlänge, wie ich sehe. Die besten Bugs sind die, die durch die Neugier gefunden werden. Manche Entwickler mögen sagen: „So was macht doch kein normaler Mensch.“ Nun, mag vielleicht sein (aber wer kann sich denn anmaßen, dass er/sie die Gedanken / Wünsche eines anderen verstehen kann. Und dann auch noch gleich von Tausenden Menschen ?), aber wo eine Schwachstelle ist, können andere nicht weit sein. Und dies deckt evtl. wer weiss wie viele Fehler auf, die dann der Kunde nicht mehr spüren muss.
>"sind wir nicht alle ein bisschen Tester"
Richtig, manche wollen es nur noch nicht einsehen
>"Das ganze Leben ist nur ein Testlauf."
Mein indischer Mentor Pradeep Soundararajan würde sich dem bestimmt anschliessen.
>"Wie oben schon erwähnt, als neugierige Person, die gerne mal ein wenig herumspielt, ist es für mich trivial. "
Ja, ich stimme dir zu: wenn man „nur“ herumspielt, ist es trivial [(geht locker und flockig, wie bei einem Kind auch). BTW: Hast du schon das erwähnte Triangle Example von Myers probiert ?] Und wenn man mal ein paar Bugs gesehen hat und dann auch noch merkt, dass die seit Ewigkeiten unbemerkt rumgegeistert sind, erkennt man auch die andere Realität (darunter). Man muss halt immer wissen, wann man fokussiert und defokussiert.
Übrigens: ich kann jedem nur empfehlen, einen Fehler genauer zu ergründen. Also, nicht einfach nur sagen: das ist ein Fehler – sondern herausfinden, wieso das so ist. Und vielleicht auch noch den kürzesten Weg herauszufinden, um den Fehler zu erzeugen ?
Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Testen ist nämlich die Kommunikation an andere Personen (wie auch beim bloggen). Nimm mal die Kommunikation mit denjenigen, die den Fehler bereinigen können (seien es nun der Entwickler oder der KFZ-Mechaniker oder sonst wer).
Denn wenn ein Bug nicht verständlich ist oder missverstanden wird, geht das Ping Pong spielen mit den Entwicklern los und dann wird der Bug evtl. nicht gefixt und der Kunde ist auch nicht glücklich darüber. Stelle dir mal vor, du bringst deinen Wagen zur Werkstatt: Einmal sagst du: „Der Klump geht ne’ mehr“ – Alle wissen das wohl. Aber wahrscheinlich denkt sich der KFZ-Mechaniker dann seinen Teil und macht extra länger, damit du auch noch mehr zahlen musst.
Aber wenn du jetzt zu ihm hingehst und sagst: „Also, da ist so ein Klopfen, wenn ich fahre. Das passiert immer nach etwa einer halben Stunde, wenn ich in den 3. Gang wechsle. Aber irgendwie verschwindet es, wenn ich dann kurz vom Gas gehe.“ Und wenn man ihm dann noch sagst, man habe darüber recherchiert und es wird wohl entweder die oder die Ursache sein, aber bestimmt nicht diese ..., weil ...
Meint ihr nicht, man hat dann bei ihm Credibility gesammelt?
Es gibt halt verschiedene Kappen, die man situationsbedingt anziehen muss.
>"5. Wie wird sich wohl Testen in 13 Jahren entwickelt haben ?
Als kritischer Tester könnte ich fragen, warum gerade in 13 Jahren ? "
Sehr, sehr gute Frage Christian !
Ich erzähle dir die Geschichte zu der Zahl 13. Zuerst stand da nämlich 20, aber das war mir irgendwie zu sehr Zukunftsmusik. Und 10 war mir irgendwie „zu nah“. Also dachte ich mir, nimmste die Zahl 13. Je nach Land, kann dies ja eine Unglückszahl bzw. eine Glückszahl sein.
Damit wollte ich in dem geneigten Leser Emotionen wecken und somit eine Hilfe zum Schreiben. Denn man schriebt über das am Besten, wo man auch entsprechende Erfahrungen gesammelt hat.
Ich danke dir nochmal für den informativen Beitrag.
Bis bald,
Erkan YILMAZ
Aber wenn du jetzt zu ihm hingehst und sagst: „Also, da ist so ein Klopfen, wenn ich fahre. Das passiert immer nach etwa einer halben Stunde, wenn ich in den 3. Gang wechsle. Aber irgendwie verschwindet es, wenn ich dann kurz vom Gas gehe.“ Und wenn man ihm dann noch sagst, man habe darüber recherchiert und es wird wohl entweder die oder die Ursache sein, aber bestimmt nicht diese ..., weil ...
Der letzte Satz klingt so ein wenig nach dem (typischen ?) Patienten: "Ich hab da mal ein bisschen gegoogelt und meine Diagnose-CD befragt. Das ist ganz eindeutig diese seltene Sumpfkrankheit." ;-)
Stimmt, den Satz könnte man auch so interpretieren.
Noch einen schönen Sonntag,
Erkan YILMAZ